Wir sind gerade dabei die Zukunft zu kreieren. Die Revolution spüren wir schon allzu deutlich - an unseren Arbeitsplätzen. Das Weltwirtschaftsforum nennt sie die Vierte Industrielle Revolution, also jene, die uns die „Industrie 4.0“ liefern wird. Sie wird unsere Welt neu formen und die Art und Weise wie wir arbeiten, leben und miteinander umgehen grundlegend verändern. Sie ist in vollem Gange – die Revolution – doch was hält sie für uns und unsere Arbeitswelt bereit?
Was bisher geschah…
Wenngleich noch ungewiss ist, wie sich alles entwickeln wird, spüren wir bereits heute einen deutlichen Wandel am Arbeitsmarkt. Laut dem Bericht des Weltwirtschaftsforums The Future of Jobs sind fast 1 Millionen Arbeitsplätze durch den Automatisierungsprozess gefährdet – eine ganze Menge also. Zu den Berufen mit dem höchsten Risiko zählen Datatypisten und Mitarbeiter in der Gehaltsabrechnung, Kassierer, Telemarketer, Kundendienstmitarbeiter sowie zum Teil auch Buchhalter und Analysten. Es gibt allerdings auch eine gute Nachricht, denn auf der anderen Seite entstehen nahezu doppelt so viele neue Arbeitsplätze (1,74 Millionen): Fachleute für Innovation und neue Technologien, Big-Data-Spezialisten, Robotik-Spezialisten, Interaction Designer, Spezialisten für digitale Strategien usw. Darüber hinaus gibt auch eine Liste stabiler Arbeitsplätze. Software-Ingenieure, Personalverantwortliche, Supply Chain- und Logistikspezialisten werden wohl auch in Zukunft noch gefragt sein.
Was für den Großteil der Gesellschaft aber nur allzu offensichtlich ist: insbesondere die Art und Weise, wie und womit wir arbeiten und auch wie wir interagieren hat sich drastisch verändert. Wir lesen von Buzzwords und Trends, wir sind überrascht – teilweise gar schockiert – wenn wir auf die Veränderungen der letzten Jahre zurückblicken und einige sind vielleicht auch ein wenig überfordert. Tatsache ist jedoch, dass Remote Work oder freiberufliches Arbeiten für Millionen von Menschen bereits zur Realität geworden sind. Noch vor wenigen Jahren, war die Arbeitswelt so wie wir sie heute kennen, wohl nicht vorstellbar. Und die Arbeitswelt entwickelt sich weiter…
Wie sich die Industrie 4.0 jetzt bemerkbar macht:
Das sind die Top Trends am Arbeitsmarkt
Flexibilität
Der klassische 9-5-Bürojob ist für viele Menschen noch immer (bittere) Realität. Flexibilität ist gewünscht, gefragt, ja sie wird gefordert und doch: Mitarbeiter auf der ganzen Welt beklagen, dass sie nicht genug davon bekommen. 96% der amerikanischen Angestellten sagen, sie brauchen Flexibilität, doch lediglich 47% haben sie tatsächlich auch, so Harvard Business Review. Unter den Frauen sind sogar 34% unzufrieden.
Flexibilität lässt sich in vielerlei Richtungen denken: flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit von Teilzeit, Remote Work, weniger Geschäftsreisen. Der Trend geht also in Richtung Flexibilität mit dem Wunsch nach einer Möglichkeit, berufliches und privates Leben aufeinander abzustimmen.
Ortsunabhängigkeit
Zugegeben, die Entwicklung hin zum ortsunabhängigen Arbeiten tritt als Teilbereich der viel geforderten Flexibilität zutage. Dennoch verdient dieser Punkt besondere Aufmerksamkeit, da er der Ursprung vieler weiterer Trends ist, die sich langsam aber sicher bemerkbar machen.
Ob Home -Office, Remote Work, Digitaler Nomade oder Distributed Team – zahlreiche Arbeitsweisen mit mehr oder weniger ausgeprägten Parallelen entstehen. Gemeinsam haben sie vor allem eines: sie sind der Grund dafür, dass sich das Büro als fester und beständiger Arbeitsplatz eines gemeinsamen Teams verabschiedet. Stattdessen werden Arbeitsplätze nun virtuell gedacht – neuer Technologien sei Dank. Mit der richtigen Software, den richtigen Tools und gutem Willen muss heute kein Mitarbeiter mehr ins Büro, um auf seine Dateien und Dokumente zuzugreifen. Durch Mobile Endgeräte, Cloud-Speicher und Projektmanagement Tools hat er sie immer dabei.
So kommt es, dass digitale Nomaden immer unterwegs sein können und nichts weiter benötigen als Laptop und stabile Internetverbindungen um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So kommt es, dass Teams aus unterschiedlichen Büros in anderen Städten oder gar Ländern zusammenarbeiten. So kommt es, dass Angestellte zuhause Arbeiten können um Privatleben und Job besser unter einen Hut zu bekommen oder dass sie Aufgaben unterwegs erledigen können.
Selbst wenn – offensichtlich – nicht jeder Job remote erledigt werden kann, führt der technologische Fortschritt dazu, dass sich diese Art zu arbeiten ausbreitet. Bei vielen der digitalen Nomaden handelt es sich um IT-Fachleute, Online Marketers, (Werbe-) Texter, Recruiter oder Designer. Im Jahr 2018 bezeichneten sich 4,8 Millionen Amerikaner als digitale Nomaden. In der Umfrage von MBO Partners State of Independence gaben 27% der Teilnehmer an, dass sie in Betracht ziehen würden, digitale Nomaden zu werden. Auch wenn die meisten von ihnen dies wahrscheinlich nicht tun werden, zeigt dies doch, dass digitales Nomadentum für viele Menschen eine attraktive Lebens- und Arbeitsweise ist.
Aus der Standortunabhängigkeit heraus entwickelten sich also viele weitere Trends. Diese Trends haben Gemeinsamkeiten, gehen oft Hand in Hand, begünstigen sich gegenseitig und resultieren auseinander. Sehen wir uns dieses Konstrukt doch einmal genauer an.
Freelancing
Zahlen lügen auch hier nicht: Die Gig-Economy ist auf dem Vormarsch. Ganze 50 Millionen Amerikaner und damit unglaubliche 34% der gesamten Arbeiterschaft waren im 2016 freiberuflich tätig. Für 2020 wird mit dem zunehmenden Trend ein Anstieg auf 43% vorhergesagt. Freelancer war man noch vor nicht allzu langer Zeit hauptsächlich nebenberuflich oder übergangsweise. Mit Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance und mehr Freiheiten unter der arbeitenden Bevölkerung hat sich die Situation aber wohl drastisch geändert. Viele Freiberufler geben an, dass ihre Freelancer-Tätigkeit die alleinige Einnahmequelle darstellt.
Es ist nur allzu deutlich, dass Freelancing in Amerika immer beliebter wird. Was jedoch ist mit Europa? Auch hier ist der Trend spürbar. In England (aktueller Freelanceranteil: 30%) wird im Jahr 2020 mit einem Anteil von etwa der Hälfte der Arbeitskräfte gerechnet. Diese Zahlen werfen natürlich weitere Fragen auf, welche sich durch eine Studie der Malt und des European Forum of Independent Professionals (EFIP) beantworten lassen:
- 77% wurden aus eigener Entscheidung Freiberufler.
- 46,8% nennen flexible Arbeitszeiten als Hauptgrund für die Entscheidung.
- 36,9% halten es für wichtig, ortsunabhängig zu sein.
- 35,6% sind gerne ihre eigenen Chefs.
Auch aus der Sicht des Arbeitgebers lässt sich ein Trend in Richtung Freelancing erkennen, wirft man einen Blick auf eine Studie von PeoplePerHour, einer britischen Fleelance Plattform. 57% der Befragten planen, in den folgenden Jahren mehr Freelancer als Festangestellte zu engagieren. Selbst unter der Annahme, dass diese Arbeitgeber ohnehin gewillt sind auch Freelancer zu beschäftigen (andernfalls hätten sie wohl nicht an der PeoplePerHour-Umfrage teilgenommen), ist eine klare Tendenz erkennbar: Die Anzahl an Freelancern steigt stetig und so tut es auch die Anzahl derer, die gewillt sind, diese zu beschäftigen.
Warum das so ist? Die Gründe für den regelrechten Freelance-Boom sind nur allzu deutlich, denn Arbeitgeber profitieren in vielerlei Hinsicht. Zum einen bringt die Beschäftigung von Freelancern natürlich finanzielle (und strukturelle) Vorteile, denn sie können nur kurzfristig für spezielle Aufgaben engagiert werden. Zum anderen besteht eine schier uneingeschränkte Auswahl an Fachkräften, denn Freelancer finden sich weltweit schnell und vergleichsweise einfach. Für ein Unternehmen, das einen Übersetzer aus Indonesien sucht, ist ein Freelancer einfacher zu finden als ein Festangestellter.
Co-Working + Co-Living
Angesichts der zunehmenden Beliebtheit von Remote Work, freiberuflichen Arbeitsverhältnissen und der Kombination aus Arbeit und Reisen, ist es wenig verwunderlich, dass es Dienste, die diese Art der Arbeit unterstützen, mittlerweile wie Sand am Meer gibt – so auch die sogenannten Co-Working Spaces. Diese erfüllen das Grundbedürfnis eines jeden Arbeitnehmers: Ein Büro zu haben. Zuhause zu Arbeiten ist nicht jedermanns Sache – viele Menschen haben Probleme eine angemessene Work-Life-Balance aufrecht zu erhalten, fühlen sich isoliert (vom Team) und vermissen die Routine, jeden Morgen ins Büro zu gehen. Gleichzeitig ist die Anmietung eines eigenen Büros teuer – oft zu teuer für einen einzelnen Freiberufler.
Aus diesem Grund gibt es weltweit mittlerweile 19.000 Coworking Spaces (oftmals auch mit Equipment), in denen Freelancer, kleine Startups u.Ä. unter einem Dach arbeiten. Neben Kostenersparnisgründen bieten diese geteilten Büros noch weitere, ganz offensichtliche Vorteile. Freelancer können gegenseitig voneinander profitieren, indem sie Know-How teilen oder gar Kooperationen eingehen. Zusammen ist man ja doch irgendwie weniger allein.
Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung werden notwendig
Der bereits erwähnte Bericht des Weltwirtschaftsforums zeigt einen weiteren wichtigen Faktor für die Zukunft der Arbeit auf: die Notwendigkeit höherer Produktivität. Wir sind mit Produktivitätsproblemen konfrontiert, die durch die raschen Veränderungen im Arbeitsumfeld verursacht werden. Büroangestellte werden alle drei Minuten unterbrochen und verbringen ein Drittel ihrer Bürozeiten mit E-Mails – nicht auf einmal natürlich, aber über den Tag verteilt. Dann wird jede eintreffende Nachricht zur Ablenkung. Was noch schlimmer ist, zeigen jüngste Studien: Es dauert sogar 30 Minuten, um sich nach einer einzigen Ablenkung erneut fokussieren zu können. Multitasking ist ein Mythos. Ablenkungen können zu massiven finanziellen Verlusten führen.
Obwohl E-Mails und Soziale Medien als Produktivitätskiller Nr. 1 eingestuft werden, liegt das Problem auch in der Organisation der Arbeit und dem Einsatz der Tools. Im Durchschnitt verbringen Büroangestellte 19% ihrer Zeit damit, Dokumente, Akten und andere Dateien zu finden, die sie für ihre Aufgaben benötigen. Diverse Geräte, nicht verbundene Speicherplätze und Tools sorgen für Chaos und durch die lange Suche auch verlorene Zeit.
Glücklicherweise kann dem durch die Verwendung der richtigen Projektmanagement-Software und durch optimale Workflows entgegenwirken. Die Zukunft fordert also ein wenig mehr Anpassungsfähigkeit von uns, liefert aber gleichzeitig zahlreiche Möglichkeiten und Vorteile.